Wasserstrahlschneiden

 

Seit über 30 Jahren werden Wasserstrahlschneidmaschinen in der industriellen Fertigung eingesetzt. In dieser Zeit wurde das Verfahren kontinuierlich weiterentwickelt. Die ersten Einsatzbereiche waren das Schneiden und Trennen von Papier, Texitilien, Leder, Lebensmittel u.ä.. Diese Materialien wurden mit einem Reinwasserstrahl geschnitten. Der Druck der Pumpen war damals nicht hoch, ca. 700 bar. Die Standzeiten der hochdruckführenden Bauteile waren kurz. Erst mit der Entwicklung und Verbesse-
rung der Werkstoffe im Hochdruckbereich der Pumpe, der Hochdruckleitungen, der Wasserführung und besonders durch die Abrasiv-Wassertrahlschneidtechnik war die Grundlage geschaffen, das Wasser- strahlschneiden auch für die Bearbeitung harter Werkstoffe einzusetzen. Es begann mit dem Schneiden von Stein.
 
Edelstahl, 40 mm Glas, 20 mm Edelstahl, 10 mm  

Das Wasser wird in der Pumpe auf den Arbeitsdruck verdichtet. Dieser Druck beträgt heute ca. 4000 bar. Das verdichtete Wasser wird über die Hochdruckleitungen zur Schneiddüse geleitet. Der Durchmesser dieser Düsen beträgt ca. 0,08 - 0,4 mm.Wenn das Wasser durch die Düse gepreßt wird entspannt es und beschleunigt auf eine Geschwindigkeit von bis zur 3-facher Schallgeschwindigkeit. Beim Reinwasser- schneiden wird mit diesem Strahl das Material geschnitten. Bei Abrasivschneiden wird nach der Wasser- düse in einer Mischkammer dem Wasserstrahl 5 - 10% feinkörnige Feststoffpartikel beigemischt. Heute ist das hauptsächlich Granatsand. Ein Schwermineral mit sehr großer Härte.

Beim Reinwasserschneiden werden durch die hohe kinetische Energie des Wasserstrahles feine Partikel aus dem Material herausgeschlagen. Beim Abrasivschneiden, findet eine Mikrozerspanung statt. Die feinen Sandkörner spanen, wie beim Schleifen, feine Späne aus der Schnittfuge heraus.

Durch den Einsatz immer leistungsfähigerer Hochdruckpumpen, Verbesserung der Schneidkomponenten werden heute hohe Standzeiten des Wasserstrahl-Schneidsystem durch minimalem Verschleiß im Hochdrucksystem der Maschinen erreicht. Das ist der entscheidene Faktor für den Einsatz der Wasser- strahlschneidtechnik in der Fertigung, wie z.B. im Maschinenbau, wo geringe Toleranzen gefordert werden.

 
Panzerglas, 135 mm Glas, 10 mm Stahlrohr, Wandstärke 10 mm  

Heute können mit dem Wasserstrahlschneidsystem Werkstücke aus beliebigen Werkstoffen, mit kom- plexen Konturen und mit Werkstücktoleranzen von +/- 0,1 mm und genauer gefertigt werden. Die maximale Werkstückdicke liegt bei ca. 200 mm. Ausnahmen sind gehärtetes Glas und Hartmetallwerkstücke. Darüberhinaus sind dem Einsatz des Wasserstrahlschneidens beim Schneiden beliebiger Werkstückstoffe kaum Grenzen gesetzt.

Einsatzbereiche Wasserstrahlschneiden

Reinwasserstrahlschneiden

Abrasivwasserstrahlschneiden

Weich- und Hartschaumstoffe Stein, Mamor, Granit
Papier, Pappe Stahl, Edelstahl, Titan
Textilien, Leder, Filz Sonstige Eisen- und Nichteisenmetalle
Thermo- und Duroplaste Keramik, Glas, Panzerglas
Verstärkte Kunststoffe (CFK, GFK) Verstärkte Kunststoffe (CFK, GFK)
Holz Holz
Gummi, Dichtungsmaterialien Strukturwerkstoffe
"weiches" Sandwichmaterial Sandwichmaterial, Verbundmaterial, Bimetalle usw.
Lebensmittel  
Medizintechnik  

Das Abrasivwasserstrahlschneiden hat sich heute in der Fertigung etabliert. In einigen Bereichen ist es nicht mehr wegzudenken.Z.B. das Schneiden von Panzerglas, bis zu einer Dicke von 135 mm ist ohne dem Wassserstrahlschneiden nicht möglich. Oder bei Werkstücken, die thermisch nicht beansprucht werden dürfen, wie bei Teilen für die Luftfahrtindustrie, ist Wasserstrahlschneiden eine wirtschaftliche Alternative, z.B. zum Fräsen und Sägen. Im Werkzeugbau konkurriert das Wasserstrahlschneiden mit dem Erodieren.

In der Bearbeitung von Stein und Granit wird das Wasserstrahlschneiden immer dann eingesetzt, wenn filigrane Konturen geschnitten werden müssen. Ein weitere Bereich ist die Bauindustrie. Polymerbeton, sogar vorgefertigte Mauerwerksegmente werden mit Wasserstrahlschneidmaschinen bearbeitet.

In der Blechbearbeitung konkurriert das Wasserstrahlschneiden mit Nibbel-, Laser-, Plasma- und Brenn- schneidmaschinen. Thermische Schneidverfahren die jeweils für einen bestimmten Einsatzbereich bei Material und Blechstärke stehen. Dort wo sie optimal eingesetzt werden können, sind sie wirtschaftlich nicht zu schlagen. Aber, in vielen metallverarbeitenden Firmen reicht die Fertigungskapazität nicht aus, um jeweils für jeden Einsatzbereich die passende Schneidmaschine zu kaufen. Das ist der Einsatzbereich für die Wasserstrahlschneidmaschine. Sie kann jedes Material bis zu Stärken von 100 - 150 mm schneiden. Ein weiterer Vorteil ist, die Qualität der Schnittkante kann bis zu einer Materialstärke von 50 - 60 mm durch Vortschub, Sandmenge, Arbeitsdruck gesteuert werden, von Schruppfläche bis zur rechtwinkligen, geschlichteten Oberfläche mit geringen Toleranzen.

 
Schaumstoff, 30 mm Keramikfliesen, 5 mm Laminat, 8 mm  

Neben dem traditionellen Scheiden von ebenen Blechen wird das Wasserstrahlschneiden für das räumliche Schneiden eingesetzt. Die Wasserstrahlschneidmaschinen werden mit Drehachsen und/oder 3-D-Schneidkopft ausgerüstet. Damit können Rohre, Behälter und beliebige Konstruktionen bearbeitet werden. Besonders der Rohrbearbeitung , bzw. bei der Bearbeitung von Behältern ab Durchmesser von
20 mm bis über 3000 mm ergibt sich ein hohes Rationalisierungspotential gegenüber spanender Bearbei- tung oder auch thermischen Schneidverfahren.

Verfahrensvergleich
Nibbelmaschinen Laserschneidmaschinen Plasmaschneidmaschinen Wasserstrahlschneidmaschinen
Werkzeuge müssen
definiert werden
Kein spezielles Werkzeug notwendig
Eisen- u. Nichteisen-
metalle können ge-
schnitten werden
Hochreflektierende Materialien
lassen sich schlecht bearbeiten,
ebenso Stein, Keramik und Verbundmaterialie
Eisen- u. Nichteisenmetalle kön-
nen geschnitten werden
Außer gehärtetes Glas und HM kann jedes Material geschnitten werden
Kunststoffbearbeitung möglich Kunststoffschneiden möglich, aber mit giftigen Dämpfen Kunststoffschneiden nicht möglich Kunststoffschneiden möglich
Laminate sind schneidbar Laminate mit verschiedenen Materialschmelztemperatur sind nicht schneidbar Laminate sind meistens schneidbar Laminate sind schneidbar
Kalter Schnitt, keine
Gefügeveränderung in
der Randzone
Heißer Schnitt, kleine Wärmeein- tragszone mit Gefügeverände-
rung
Heißer Schnitt, große Wärmeein- tragszone mit Gefügeveränderung Kalter Schnitt, keine Gefüge- veränderung in der Randzone
Schnittspalt 5 mm und mehr Schnittspalt ca. 0,2 mm Schnittspalt ca. 2 mm Schnittspalt ca. 1 mm
Keine Oxydschicht,
keine Bartbildung
Oxydschicht beim Schneiden mit Sauerstoff, meistens ohne Bartbildung Oxydschicht, keine Bartbildung Keine Oxydschicht, keine Bartbildung
rechtwinklige Schnittkanten rechtwinklige Schnittkanten keine rechtwinkligen Schnittkanten rechtwinklige Schnittkanten
Einschränkung beim
Konturschnitt, teilweise Sonder- werkzeuge notwendig
Beliebige Konturen können geschnitten werden, Sonderwerkzeuge nicht erforderlich
Prägen, Biegen, Um-
formen möglich
Prägen, Biegen, Umformen nicht möglich
max Werkstückdicke:
9 mm
Werkstückdicke 0,1 - 30 mm Werkstückdicke: 0,5 - 200 mm Werkstückdicke: 0,5 - 200 mm
Gravieren nicht möglich Gravieren möglich Gravieren nicht möglich Gravieren möglich
       

Mit Vorschub, Druck und Sandmenge kann die Schnittfläche beeinflußt werden.Der einfache Trennschnitt, ohne Anforderung an Toleranz und Oberflächenqualität schneidet Material bis zu Dicken von 150 bis 200 mm. Im Blechdickenbereich bis ca. 50 mm ist es möglich, mit einem Schlichtschnitt eine geschlichtete Oberfläche mit einer Toleranz von +/-0,1 mm erzielen; Funktionsflächen
ohne Nacharbeit.

Wasserstrahlschneiden ist ein Trennverfahren, daß in vielen Branchen Anwendung gefunden hat und noch finden wird. Teils als Konkurrenz zu etablierten Trennverfahren wie dem Messer im Bereich weicher Werkstoffe wie Lebensmttel, Textilien, Kunststoffen und bei harten Werkstoffen gegen Sägen, Scheren und thermischen Trennverfahren.

Trennschnitt Vorschub 100%
Qualitätsschnitt Vorschub ca. 50%
Schlichtschnitt Vorschub ca. 25%

In der Metallbearbeitung, besonders im Maschinenbau, mit der Vielzahl an Varianten bei Material und Blechstärken, ist die Wasserstrahlschneidmaschinen die ideale Trennmaschine die Laser-, Plasma- und Brennschneidmaschinen ersetzen kann, wenn diese Maschinen in ihren optimalen Bereichen nicht wirtschaftlich ausgelastet werden können. Darüberhinaus hat das Wasserstrahlschneiden den Vorteil, daß es eine kaltes Trennverfahren ist, ohne Wärmeeinfluß in der Schneidzone, keine Randaufhärtung, keine Gefügeveränderung.